Stimmiges Gesamtpaket mit Weitblick

Das im November 2024 eröffnete Alterszentrum Du Lac in St.Moritz bietet 60 Pflegezimmer und 17 Alterswohnungen mitten im Dorf mit grandioser Aussicht auf den See und die Berge an. Im Interview verrät Architektin Barbara Robrandt, welche besonderen Details den Bau ausmachen und warum Wohnlichkeit und Brandschutz keinen Widerspruch darstellen.

Bilder: Roger Frei

Bilder: Roger Frei

Bilder: Roger Frei

Bilder: Roger Frei

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Barbara Robrandt, welche Vorgaben gab es für den Bau des Alterszentrums Du Lac in St.Moritz seitens der Bauherrschaft?

Das Zentrum sollte modern und offen wirken sowie die zentrale Lage optimal nutzen. Die künftigen Bewohnenden sollten weiterhin am Dorfleben teilnehmen können, während öffentlich zugängliche Dienstleistungen einen attraktiven Treffpunkt für das ganze Dorf schaffen. Die Bauherrschaft legte zudem Wert darauf, dass eine Erweiterung mit Alterswohnungen von Beginn an mitgedacht wird. Wir schlugen vor, die Alterswohnungen durch eine Aufstockung des Gebäudes um ein viertes Geschoss zu integrieren.

Warum hat das Konzept von Bob Gysin Partner die Wettbewerbsjury überzeugt?

Die Jury überzeugten mehrere Aspekte: die wohnliche Atmosphäre mit vielseitigen Gemeinschaftsbereichen, eine effiziente Betriebsorganisation, die architektonische Gestaltung sowie die nachhaltige und kostengünstige Bauweise. Zentral war auch die Setzung des polygonalen Volumens, das die städtebauliche Situation klärt und durch einen neuen Dorfplatz zur Quartierbildung beiträgt. Nach dem Wettbewerb entschied die Bauherrschaft innert Kürze, auch unseren Vorschlag der Aufstockung umzusetzen.

«Ein Alterszentrum ist immer ein besonderer Bau mit hohen Ansprüchen.»

Welche Besonderheiten haben Sie und Ihr Team beim Bau beachtet?

Ein Alterszentrum ist immer ein besonderer Bau. Unser Ziel war es, die hohen funktionalen und betrieblichen Ansprüche in einer wohnlichen Raumlandschaft umzusetzen, die für die Bewohnenden ein echtes Zuhause darstellt. Darum war es uns ein Anliegen, auch im Innern Grosszügigkeit walten zu lassen. Entstanden ist der weitläufige Bewegungsraum rund um die zwei Lichthöfe, in dem das Tageslicht eine wesentliche Rolle spielt. Die Lichthöfe sind grosszügig verglast, mit stilvollen Leuchten ausgestattet und verbinden die Geschosse sowie die umliegenden Bewegungsräume. Auf jedem Stockwerk gibt es zusätzliche Aufenthaltsbereiche mit Loggien. So können die Bewohnenden überall Ausblicke in die malerische Landschaft und einen einfachen Zugang zur frischen Bergluft geniessen.

Gibt es bestimmte architektonische Strömungen, die in das Projekt eingeflossen sind?

Wir haben uns an keiner bestimmten architektonischen Stilrichtung orientiert. Ein wichtiges Element ist jedoch die gefaltete Fassade, welche die typische Engadiner Architektur mit Erkern neu interpretiert. Alle Bewohnenden erhalten ihren eigenen Erker, mit einer Verglasung übers Eck, der vielseitige panoramaartige Ausblicke bietet.

«Die gefaltete Fassade interpretiert die typische Engadiner Architektur neu.»

Durch die vielen verglasten Fronten und den Anspruch eines optimalen Lichteinfalls war der Brandschutz keine einfache Angelegenheit. Wie kamen Sie auf die Lösungen von Bach Heiden?

Wir hatten zuvor ein Referenzprojekt von Bach Heiden gesehen, das runde Brandschutzverglasungen der Klasse EI30 aufwies. Unsere Anforderung in den Lichthöfen lautete jedoch EI60. Die Ausführung, die Bach Heiden vorschlug – die Ecke mit drei schmalen Glassegmenten zu bilden, die in flachem Winkel zueinanderstehen – hat uns überzeugt. Das Resultat wirkt ästhetisch. Da wir schon öfters mit Bach Heiden zusammengearbeitet hatten, haben wir ihre Experten bereits früh in den Planungsprozess mit eingebunden, um die technische Machbarkeit unserer Ideen sicherzustellen.

Welche Brandschutzlösung beeindruckt Sie am meisten?

Es ist weniger eine einzelne Lösung als vielmehr das stimmige Gesamtpaket. Zum Beispiel die Brandschutztore, die unauffällig in Wandnischen verschwinden oder die Kombination von zwei Brandschutzschiebetoren beim Übergang vom Essraum zum Korridor, die mit der Holzverkleidung wie ein schlichtes Möbel wirken. Diese dezente Integration der Brandschutzelemente zieht sich durch das ganze Gebäude.

Wenn Sie selbst in ein paar Jahrzehnten in ein Alterszentrum ziehen müssten, würden Sie ins Du Lac gehen?

Wenn ich selbst einmal vor dieser Entscheidung stünde, wäre das Du Lac schon sehr verlockend. Die behagliche Atmosphäre sowie die gleichzeitige Nähe zur Natur und zum Dorf bieten viel Lebensqualität. Was mich besonders freut, sind die positiven Rückmeldungen aus der Bevölkerung. Mit unserem Bau konnten wir oft vorhandene Vorbehalte gegenüber dem Umzug in ein Alterszentrum oder in eine Alterswohnung abbauen und zusammen mit dem Projektteam einen Ort schaffen, in dem sich die Menschen wohlfühlen.

Barbara Robrandt hat an der Technischen Universität Berlin Architektur studiert und nach Auslandsaufenthalten in Mexiko und in Sevilla 2008 ihren Diplomabschluss gemacht. Fasziniert von der Atmosphäre und den Menschen arbeitete sie anschliessend während fast vier Jahren im Bereich Entwurfsplanung und Wettbewerb in Sevilla, bevor sie 2011 in die Schweiz zog. Nach Anstellungen im Atelier WW und bei Danz Architekten arbeitet sie seit 2018 als Projektleiterin bei Bob Gysin Partner.